Baldur's Gate
Was hat ASH mit dem Spiel eigentlich zu schaffen?
Viele Leute fragen sich, was wir hier eigentlich machen und deswegen möchten wir mal etwas aus der Schule plaudern und auch ein paar Anekdoten zum Besten geben. Da die Entwicklung sich parallel in Deutschland bei ASH und in den USA bei Graphic Simulations abgespielt hat, haben wir die jeweiligen Ereignisse mit kleinen Fähnchen gekennzeichnet, damit man sehen kann was wo passiert ist. Wer nicht so viel lesen will, kann hier gleich zum Oberknüller springen...
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Juni 1999
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Wir besorgen uns die benötigten Handbuchdateien von Interplay/Virgin Interactive und bekommen diese sogar relativ schnell. Die Überarbeitung des PC-Handbuchs beginnt und es zeigt sich bald, dass diese auch bitter nötig ist. Unser Rollenspielfreak Klaus Asam nimmt sich der Bearbeitung an und bekommt viel zu tun.
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Juli 1999
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Inzwischen haben wir das Vorkommen des Worts "Rasselle" vollständig aus dem Handbuch eliminiert. Was das heißen soll ist uns immer noch schleierhaft. Enthemmtes globales Suchen und Ersetzen ist halt immer eine schlechte Idee. Die Erläuterung der Zaubersprüche haben wir mithilfe der englischen Originalanleitung von unverständlichem Kram in die deutsche Sprache übertragen. Das Handbuch ist schon wesentlich kürzer, nachdem wir den PC-Trouble-Shooting- und Installationskram entfernt haben. Das macht Laune!
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August 1999
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Wir haben noch immer viel Zeit für die Bearbeitung der Materialien. Deswegen haben wir beschlossen die gedruckte Anleitung auf ein Minimum zu reduzieren und die Tabellen und Hintergrundinfos in PDF-Dateien auszulagern, da man das beim Spielen nicht benötigt und die meisten Leute sich dafür sowieso nicht interessieren werden.
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September 1999
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Anfängliche Vermutungen von Graphic Simulations, dass man weniger als 5 CDs für Baldur's Gate verwenden kann, bestätigen sich leider nicht. Da müssen wir eine eigene Lösung konstruieren. Unser Schachtelmacher macht sich ans Werk und konstruiert eine schöne Faltlösung für 5 CDs, aus der die CDs nicht rausfallen und bei der sie auch nicht zerkratzt werden. Zwei Haken hat die Sache doch: Es ist mit 3 Mark pro Stück einfach ziemlich teuer und leider wird die Pappe dünner als beim Muster. Nachträglich sagt der Lieferant, dass das Muster nur ein Produktionsmuster aber kein Materialmuster war. Kann man da noch streiten?
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November 1999
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Pünktlich zum erwarteten Liefertermin der Golden Master liegen bei ASH die deutschen Baldur's Gate-Schachteln im Lager.
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Februar 2000
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Die erste Beta hält nicht was sie verspricht. Der Sound macht jede Menge Probleme. Nun beginnt die Sound-Code-Odyssee mit Interplay. Codeteile fehlen und können nicht aufgetrieben werden und vorhanden ist, ist ein undokumentierter Hack. Kein Spaß. Also Neuschreiben und Zeit opfern.
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März 2000
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Mulitplayer fällt dem Zeitdruck zum Opfer. Die Unterschiede zwischen Mac und PC sind zu groß. Dieser Teil muss auf jeden Fall neu geschrieben werden und um irgendwann mal fertig zu werden beschließt Graphic Simulations Multiplayer für einen späteren Patch aufzuheben.
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Wir entfernen den Multiplayer-Teil aus dem deutschen Handbuch.
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April 2000
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Weil die Master-CDs immer noch in weiter Ferne scheinen, beginnen wir auf Anregung von Felix Segebrecht vom macmagazin einen kleinen Leitfaden für unerfahrene Rollenspieler zu schreiben. In diesen fließen später noch englische Texte von den amerikanischen Beta-Testern in übersetzter Version ein und das Ding wird viel dicker als geplant. Er wächst auf 27 Seiten an und bekommt den Namen Baldur's Gate Strategy Guide. Oliver Buchmann experimentiert mit den Bestandteilen des Spiels und viele Teile lassen sich mit den PC-Resourcen eindeutschen. Die Sache mit den Umlauten hat wie immer erste Priorität. Dass Interplay ein großes "B" für das "ß" verwendet hat, können wir leider nicht ändern, da Baldur's Gate einen eigenen internen Font verwendet.
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Juni 2000
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Es zeichnet sich sowas wie eine Golden Master am Horizont ab. Nun beginnt hektisches Beta-Testing der von uns zusammengezimmerten deutschen Mac-Version. Anfangs glauben wir noch Dilettanten zu sein, da die Bildschirmtexte nicht so toll aussehen (am Rand abgeschnitten, weil Dialogboxen zu klein sind etc.), aber schon bald zeigt der Vergleich mit der PC-Version, dass das genauso aussieht und auch genauso ausgeliefert wird. Wir beginnen damit die Resourcen zu zerlegen und stoßen auf interessante Aussetzer der beteiligten Gehirne: * "Gorion attacks Hobgoblin" heißt auf dem PC - und zunächst auch auf dem Mac - "Gorion Angriffe Hobgoblin". Tja, liebe Leute bei Interplay: Attacks kann schon "Angriffe" heißen, aber halt nicht als Verb. Wir machen daraus "bekämpft" weil es weniger nervt und weil es von der Länge her passt. Wenn wir die Länge hätten ändern können... naja, aber das ging halt nicht. * Uns fällt auf, dass im Tagebuch nur "Tag, Stunde (,)" steht. Schade eigentlich, denn mit den dazugehörenden Zahlen könnte man mit den Tagebucheinträgen auch was anfangen. Kurzer Blick auf die PC-Version: Keine Verwunderung - da ist es auch so. Nach einer Stunde Stöbern in den Dateien finden wir den Fehler: Die Variable "< GAMEDAY >" hat der Übersetzer verhunzt. Nach Entfernung der Leerzeichen heisst es "<GAMEDAY>" und wird vom Programm auch brav gefunden und ersetzt. So machen wir es auch mit den anderen Variablen und schon steht im Tagebuch "Tag 1, Stunde 3 (Mirtul, 1362)". Schon besser, oder? Später finden wir heraus, dass es einen inoffiziellen Patch gibt, der das bei der PC-Version auch behebt - während der offizielle Interplay-Patch wohl nur andere Sachen behebt, aber das nicht. Die Liste ließe sich noch ziemlich lange fortsetzen, aber das ist wohl müßig...
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Juli 2000
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HIER KOMMT DER KNÜLLER! Nach monatelangem Gezeter sind die deutschen Filme von Interplay immer noch nicht gekommen. Da sie bei der PC-Version in einem proprietären Interplay-Format vorliegen, können wir sie nicht aus der PC-Version nehmen und auf die Mac-Master-CD basteln. Vier Filme fehlen uns noch. Irgendwann im Juni verabschieden wir uns von dem Gedanken, dass die Filme von Interplay nochmal kommen und beschließen deswegen Graphic Simulations mit dem Problem zu konfrontieren. Die anfängliche Aussage, dass man das in 20 Minuten machen könne bringt uns leider auch nichts, weil wieder mehrere Wochen vergehen bevor jemand diese 20 Minuten aufwendet. Am Ende dann die Ernüchterung: Aus irgendeinem Grund haben die extrahierten Filme keinen Ton und keiner weiß warum. Bei den englischen Filmen ging es ja schließlich. Wir beschließen nun also das zu tun was wir gleich hätten machen sollen: Wir opfern einen Tag und machen es selber. Wie jeder weiß sind Macs und PCs gar nicht so inkompatibel wie man immer behauptet. Daher schließen wir an den Audio-Ausgang eines PCs den Audio-Eingang eines Macs an. Nun starten wir auf dem PC eine mit Cheatcodes vorbehandelte Version von Baldur's Gate und können das Programm so veranlassen die benötigten Filme direkt abzuspielen. So nehmen wir also auf dem Mac eine Tonspur auf, die wir dann wiederum über die englische Videospur der vorhandenen Quicktime-Filme der englischen Mac-Version schneiden. Bleibt nur noch ein Rätsel zu lösen: Beim Intro-Film kommt am Anfang ein Zitat von Nietzsche. Da sind wir schon gespannt was die Nobelpreisträger von Interplay da übersetzt haben. Denn das kann man normalerweise nicht machen, dass man das übersetzt. Da muß man schon rausfinden was Nietzsche da im Original stehen hatte. Und? Ergebnis? Die haben das einfach weggelassen! Das war sicher einfach. Uns Mac-Spinnern reicht das aber nicht. Erstaunlicherweise fördern fünf Minuten Internetsuche die Hälfte des Zitats zutage und mit dieser Hälfte in der Suchmaschine finden wir das Ding sogar komplett. Also schneiden wir noch ein Bild mit dem Text in den Film und schon sind die Filme alle fertig. Man sollte noch erwähnen, dass wir zwischendurch noch Kompressionsverfahren und Framerate etc. erraten mußten - die Filme müssen ja in etwa die gleiche Größe haben. Außerdem fanden wir die Bildqualität nicht so toll, mußten aber feststellen, dass die im Original leider auch nicht besser ist. Vermutlich ein Zugeständniss an nicht vorhandenen DMA-Zugriff auf PC-CD-ROM-Laufwerke und langsame Rechner. Naja egal, Hauptsache es ist nicht unsere Schuld.
Graphic Simulations beginnt bei der MacWorld in New York mit der Auslieferung der englischen Version.
Wir bekommen tatsächlich die Handbücher am vereinbarten Termin. Nur wo bleiben die CDs? Zwei Tage Verspätung! Auslieferung in Deutschland beginnt eine Woche nach der in den USA. Im Grunde genommen akzeptabel. Ein Blick ins Handbuch und schon finden wir doch noch einmal das Wort "rassell". Hoffentlich die einzige Stelle. Offensichtlich liess es sich nicht ganz ausmerzen. Die Pantone-Farbe, die wir zum Unterdrucken der CDs ausgewählt haben ist ganz und gar nicht so braun wie wir angenommen hatten. Zu spät, um zu meckern. Thomas merkt an, dass das Papyrus-Weiss sei, die bevorzugte Farbe des Trabant.
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